Wien: Imperialer Prunk und österreichische Gemütlichkeit
Wien – der Name klingt nach imperialem Glanz, nach großer Geschichte, aber auch nach österreichischer Gemütlichkeit. Wer nach diesen Dingen sucht, wird in Wien nicht enttäuscht werden. Aber Österreichs Hauptstadt ist auch eine moderne, pulsierende Metropole mit aktuell fast 1,9 Millionen Einwohnern und eine der am schnellsten wachsenden Städte Europas.
Wien ist in 23 Bezirke eingeteilt, die Namen, aber auch Nummern tragen. Für Besucher am interessantesten ist der 1. Bezirk, der eigentlich “Innere Stadt” heißt, von den Wienern aber meistens nur “der Erste” genannt wird. Der 1. Bezirk ist die Innenstadt, das eigentliche, historische Wien. Hier findet sich daher die größte Dichte an Sehenswürdigkeiten in der österreichischen Hauptstadt.
Die Ringstraße
Wie die meisten Städte war Wien jahrhundertelang von einer massiven Stadtmauer umgeben. Mitte des 19. Jahrhunderts entschied man sich, sie zu entfernen, weil sie der rasanten Entwicklung der Stadt im Weg stand und längst überflüssig geworden war. Zwischen 1858 und 1864 wurden die Stadtmauern geschleift. An ihrer Stelle entstand die Ringstraße, für die Wiener “der Ring”. Die Ringstraße ist ein Prachtboulevard, an dem das prunkverliebte Kaiserreich seine schönsten Bauten platzierte. Ein Bummel über den Ring gehört daher zum Pflichtprogramm für einen touristischen Besuch und ist eine gute Möglichkeit, um sich einen ersten Eindruck von der Stadt zu verschaffen.
Am besten beginnt man dabei am Schottentor, früher eines der Haupttore der Stadt, heute ein stets lebhafter Knotenpunkt des öffentlichen Verkehrs mit einer U-Bahn- und zahlreichen Straßenbahnlinien. Von dort blickt man auf die prächtige Votivkirche, die mit ihrer makellosen gotischen Doppelturmfassade ein beliebtes Fotomotiv ist und wie eine perfekte mittelalterliche Kirche wirkt. Aber sie ist längst nicht so alt, wie man meinen sollte: Die Votivkirche wurde erst ab 1856 in neogotischem Stil errichtet und ist ein Beispiel für die beeindruckende Prunksucht dieser Epoche, in der das Kaiserreich Österreich-Ungarn auf dem Höhepunkt seiner Macht war.
Vom Schottentor Richtung Süden reihen sich die Prachtbauten der Ringstraße wie die Perlen einer Kette nebeneinander auf: Da ist zunächst der historische Hauptstandort der Wiener Universität, eine Kathedrale des Wissens, die mit langen Gängen, prachtvollen Kuppeln und großzügigen Stiegen beeindruckt. Der große Innenhof ist ein beliebter Pausenort der Studenten.
Rathaus und Parlament
Und wer Votivkirche und Universität schon protzig fand, wird wenige Schritte weiter noch eine Steigerung finden: Das Rathaus erhebt sich hinter einer großzügigen Parkanlage mit einer mächtigen, ebenfalls neogotischen Fassade. Der Mittelturm steigt bis in eine Höhe von über 100 Metern empor und macht das Rathaus zu einem der höchsten historischen Gebäude der Stadt. Auf dem Platz direkt davor finden nahezu ständig Veranstaltungen statt: In der Vorweihnachtszeit breitet sich hier der größte und meistbesuchte Christkindlmarkt der Stadt aus, nach dem Jahreswechsel folgt der “Eistraum”, eine großflächige Eislaufanlage. Im Hochsommer zieht das mehrwöchige Filmfestival Tausende Besucher auf den Rathausplatz, dazwischen finden zahllose Märkte, Festivals oder auch mal ein Zirkusgastspiel statt. Dem Rathaus direkt gegenüber befindet sich, baulich eine Spur bescheidener, das Burgtheater, das größte und bekannteste der Wiener Schauspielhäuser und eines der angesehensten im deutschsprachigen Raum.
Dem Rathaus benachbart liegt der nächste Prunkbau, das Parlament, heute Sitz des österreichischen Nationalrats. Das großzügige, repräsentative Gebäude wurde von 1874 bis 1883 nach einem Entwurf von Theophil von Hansen, einem der großen Stararchitekten seiner Epoche, errichtet. Er orientierte sich am Stil der klassischen Antike, den man zu dieser Zeit für ein Parlamentsgebäude am passendsten hielt. Mit seiner neoklassizistischen Fassade in blendendem Weiß steht das Parlamentsgebäude in interessantem Gegensatz zu benachbarten Rathaus: Das dominierende Baumerkmal ist der Säulenportikus in griechischem Stil mit acht Säulen, der den Hintergrund für einen Brunnen mit einer Skulpturengruppe um die griechische Göttin Pallas Athene bildet. Das Gebäude geht optisch eher in die Breite als in die Höhe und wirkt dadurch trotz seiner erheblichen Größe weniger gigantomanisch als das Rathaus. Gegenüber, auf der Innenseite des Rings, liegt mit dem rosengeschmückten Volksgarten eine der schönsten Parkanlagen der Innenstadt.
Auf das Parlament folgen zwei mächtige, kuppelgekrönte Bauten, die sich wie Spiegelbilder gegenüberstehen. Es sind die beiden größten Museen der Stadt: Das Naturhistorische Museum besitzt eine beeindruckende Sammlung, die von Tierpräparaten über Saurierskelette bis zu Mineralien reicht, und ist auch Österreichs größtes Museum für vor- und frühgeschichtliche Funde. Viele der Abteilungen sind noch in ihrem Originalzustand aus dem 19. Jahrhundert und alleine deswegen schon interessant, außerdem lohnt sich der Besuch des Gebäudes für das monumentale, kuppelüberkrönte Stiegenhaus. Ihm gegenüber liegt das Kunsthistorische Museum, das Österreichs bedeutendste Sammlung an Gemälden und Skulpturen der vormodernen Epochen zeigt.
Hofburg und Staatsoper
Den beiden Museen liegt auf der Innenstadtseite der weitläufige Heldenplatz gegenüber. Trotz der kleinen Parkanlage kann man ihn nicht zu den schönsten Plätzen der Stadt zählen, zu militärisch ist die Grundanlage, zu verparkt der heutige Zustand. Der Platz wird überragt von einem weiteren einschüchternden Gebäude, der Hofburg. Die Hofburg war über viele Jahrhunderte die Hauptresidenz der österreichischen Kaiser und wurde während dieser Zeit immer wieder erweitert. Auf diese Art entstand ein verschachteltes, labyrinthisches Gebäude, das von keinem Standpunkt aus vollständig zu erfassen ist. Die Hofburg gehört zu den größten Palastanlagen der Welt – böse Zungen behaupten, dass es niemanden gebe, der genau weiß, wie viele Räume sie hat. Was vom Heldenplatz aus sichtbar ist, ist die erst um 1900 herum als letzter Bauabschnitt errichtete Neue Burg. In ihren Räumlichkeiten befinden sich unter anderem zwei Museen – das Weltmuseum und das Papyrusmuseum -, die Österreichische Nationalbibliothek und ein großer Festsaal.
Auf der Innenseite des Rings folgt als letzte der großen Prunkbauten die Staatsoper. Wiens größtes (wenn auch nicht einziges) Opernhaus hat über 2200 Plätze und steht musikalisch auf einem Rang mit den besten Opernhäusern der Welt wie der New Yorker Met oder der Mailänder Scala, immer wieder treten hier die Superstars der internationalen Opernszene auf.
Stephansplatz, Graben und Kohlmarkt
Die Reihe der großen Prunkbauten am Ring ist mit der Oper beendet. Daher bietet es sich an, von hier aus auf der Kärntner Straße in den 1. Bezirk hineinzugehen. Die Kärntner Straße führt als breite, stets belebte Fußgängerzone mit zahllosen Geschäften ins Zentrum des Bezirks, zum Stephansplatz. Über den nicht allzu großen Platz erhebt sich der Stephansdom, auch liebevoll “Steffl” genannt. Die mächtige Kathedrale wurde im Wesentlichen im 13 und 14. Jahrhundert errichtet und hat ihre hochgotische Erscheinung bis heute bewahren können.
Am Stephansplatz zweigt von der Kärntner Straße die zweite große Innenstadtstraße in rechtem Winkel ab, der Graben. Zusammen mit dem sich um die Ecke anschließenden Kohlmarkt bildet er Wiens schönste Flaniermeile und die edelste Adresse der Stadt, das wegen der immensen Immobilienpreise so genannte “Goldene Dreieck”. Die Geschäfte, die Graben und Kohlmarkt säumen, sind noch eine Nummer teurer und edler als in der Kärntner Straße, nahezu alle der großen internationalen Luxusmarken sind hier mit einer Dependance vertreten. Dazwischen haben sich alteingesessene Juweliere und gediegene Herrenausstatter gehalten. Zu den Seiten tauchen kleine, zuweilen etwas labyrinthische Gassen in die historische Bausubstanz des Bezirks ein, hier wird es schlagartig ruhiger.
Vom Graben wendet sich der Kohlmarkt nochmal nach links, sodass man hier wieder auf die Ringstraße und die Hofburg zugeht. Hinter dem kleinen, kreisrunden Michaelerplatz erhebt sich das barocke Michaelertor, der wohl schönste Bauteil der Hofburg. Es wird durchquert von einer Straße, die über den Heldenplatz führt und bei den beiden Museen wieder auf die Ringstraße trifft.
Museumsquartier und Karlsplatz
Hinter dem kleinen Park zwischen den Museen erstreckt sich ein vergleichsweise bescheiden wirkender historischer Gebäudekomplex. Hier waren die Ställe der kaiserlichen Pferde untergebracht. Vor wenigen Jahrzehnten wurde der Komplex zum MuseumsQuartier (kurz MQ) ausgebaut und damit zu einem Hotspot des jungen Wiener Lebens. In den großzügigen Innenhof kamen zwei moderne Gebäude, die als nach außen etwas gesichtslos wirkende Würfel zwei weitere Kunstmuseen beherbergen: Das Leopold Museum zeigt Werke der Klassischen Moderne, das Mumok ist das bedeutendste Museum der Stadt für zeitgenössische Kunst. Der Innenhof ist mit den typischen Sitzliegen, die sogenannten Enzis, im Sommer ein beliebter Aufenthaltsort, hinzu kommen mehrere Cafés und Restaurants sowie Veranstaltungsräume. Mit seiner betont jugendlichen Atmosphäre ist das MQ ein frischer Gegenpol zum zwar baulich sehr schönen, aber atmosphärisch doch etwas ältlichen 1. Bezirk und ein inspirierendes Beispiel für eine gelungene Belebung eines historischen Gebäudekomplexes.
Geht man von der Staatsoper stadtauswärts, erreicht man über verkehrsreiche Straßen den weitläufigen, parkähnlich angelegten Karlsplatz. Hier befindet sich Wiens dritte große Kirche, die Karlskirche. Sie wurde von 1716 bis 1739 im hochbarocken Stil errichtet und zeigt daher ein völlig anderes Gesicht als der mittelalterliche Stephansdom: Weithin sichtbar dominiert sie den Platz mit einer prachtvollen symmetrischen Schaufassade, die mit ihrer Kuppel und den beiden Türmen ein wenig an eine Moschee erinnert. Johann Bernhard Fischer von Erlach, einer der großen Architekten des österreichischen Barock, hat mit diesem Bau sein Hauptwerk und eine der bedeutendsten barocken Kirchen nördlich der Alpen hinterlassen.
Schwarzenbergplatz und Belvedere
Wenige Schritte weiter, an der südlichsten Ecke der Ringstraße, zweigen mehrspurige Prachtboulevards zum Schwarzenbergplatz ab. Der Platz ist von dichtem Verkehr umbraust, aber dennoch ein schöner Aufenthaltsort: Der sogenannte Hochstrahlbrunnen in der Platzmitte würdigt mit seinen Wasserspielen die bereits vor über 100 Jahren vollendeten Wasserleitungen, die die Metropole bis heute zuverlässig mit erstklassigem Quellwasser aus den Alpen versorgen. Dahinter erinnert etwas düster das 1945 errichtete Heldendenkmal der Roten Armee an das dunkelste Kapitel der Stadtgeschichte.
Hinter dem Schwarzenbergplatz erstreckt sich der Belvederegarten. Die weitläufige, stufenförmig in barockem Stil angelegte Parkanlage ist der Garten des Schloss Belvedere. Dieses Barockschloss mutet im Vergleich zu den Prunkbauten des 1. Bezirks fast schon bescheiden an. Es wurde um 1700 als privater Wohnsitz für den mächtigen und immens reichen Feldherrn und Politiker Prinz Eugen von Savoyen errichtet.
Die mittleren Bezirke
Das Zentrum Wiens ist durchsetzt von zahllosen größeren und kleineren Prunkbauten, so viele, dass sich eine inflationäre Tendenz erkennen lässt: Was in anderen Städte eine Attraktion ersten Ranges wäre, fällt hier kaum auf, unvorbereitete Besucher spüren schnell ein Gefühl der Übersättigung. Und so schön das Wiener Stadtzentrum mit all seinem imperialen Pomp auch ist: Das pralle Leben tobt dort nicht gerade.
Das findet in den umgebenden Stadtbezirken statt, wo die Mieten leistbarer sind und die Gastronomie vielfältiger und nicht überwiegend auf Touristen ausgerichtet ist. Hauptachse dieses “normalen” Wiener Lebens ist die Mariahilfer Straße, die sich nach ihrem Beginn beim Museumsquartier gut zwei Kilometer stadtauswärts erstreckt. Damit ist sie Österreichs längste Einkaufsstraße und nach dem Umbau zur Fußgängerzone vor wenigen Jahren auch eine angenehme Flaniermeile mit zahllosen Geschäften, die – anders als in Graben oder Kohlmarkt – auf ein breites, mittelständisches Publikum ausgerichtet sind. Nach links und rechts breiten sich die Bezirke fünf bis acht aus, beliebte Wohngegenden, die der oberen Mittelklasse zuzuordnen sind und ein äußerst vielfältiges gastronomisches Angebot bereithalten: Von gutbürgerlich bis ultramodern, von exotisch bis vegan bekommt man hier einfach alles.
Die Innere Mariahilfer Straße endet am Gürtel, einer unangenehm verkehrsreichen Straße, die sich ringförmig um die mittleren Bezirke legt. Der Gürtel ist so etwas wie die hässliche große Schwester des Rings. Wenn Sie einen Wiener fragen, was die unbeliebteste Straße der Stadt ist, wird er ziemlich sicher den Gürtel nennen. Wie alle Metropolen ist auch Wien nicht überall schön.
Schloss Schönbrunn
Am Gürtel endet normalerweise auch der Horizont der zahlreichen Touristen. Mit einer Ausnahme: Schloss Schönbrunn. Das riesige Barockschloss wurde im 18. Jahrhundert als Sommerresidenz der kaiserlichen Familie errichtet (die normalerweise in der Hofburg lebte und residierte) und lag damals weit außerhalb der Stadt. Heute ist das Schloss mitsamt seinem großzügigen Park längst von den Außenbezirken Wiens “geschluckt” worden, was seiner Bedeutung als touristischer Attraktion ersten Ranges allerdings keinen Abbruch tut. Und tatsächlich muss man Schönbrunn gesehen haben: Nirgendwo sonst wird das imperiale Wien auf so großartige Weise repräsentiert wie hier! Die riesige mehrflügelige Anlage erstrahlt in vanillepuddingfarbenem „Kaisergelb“ und erinnert in ihren Ausmaßen an das Schloss von Versailles. Auf der Vorderseite befindet sich ein weitläufiger, von feinem Kies bedeckter Paradeplatz, im Schloss selbst kann man die überraschend bescheiden wirkenden Wohnräume der kaiserlichen Familie besichtigen.
Hinter dem Schloss breitet sich auf einem leicht ansteigenden Gelände der weiträumige Park aus, dessen Hauptteil nach dem Geschmack der Zeit streng symmetrisch mit abgezirkelten Blumenrabatten angelegt wurde. Am oberen Ende thront die Gloriette, ein offener Parkzierbau, der mit seiner Lage auf einer Anhöhe eine weite Aussicht bietet.
Teil des Schlossparks ist auch der Tierpark, der schon 1752 gegründet wurde und damit der älteste noch bestehende Zoo der Welt ist. Er ist bei Touristen und zahlreichen Wienern gleichermaßen beliebt. Besondere Stars sind die Großen Pandas, die Schönbrunn als einer von wenigen Zoos außerhalb Chinas hält. Botanikfreunde werden sich dagegen eher für das Gewächshaus und das Wüstenhaus in unmittelbarer Nähe des Tierparks interessieren.
Wienerwald und Grinzing
Von der Schönbrunner Gloriette sieht man über die Stadt hinweg auf die waldigen Höhen, die Wien im Westen und Norden umgeben. Der Wienerwald ist ein ausgedehntes Waldgebiet, das unmittelbar am Stadtrand beginnt. Nun wird man eher nicht für einen Wanderurlaub nach Wien kommen; ein kurzer Ausflug auf die vorderen Wienerwaldgipfel lohnt sich aber in jedem Fall: Von hier aus überblickt man buchstäblich die ganze Stadt! Am schönsten ist der Blick von Kahlenberg und Leopoldsberg, nicht ganz so lohnend ist der Cobenzl. Und man muss noch nicht einmal hinaufwandern, denn eine Stadtbuslinie fährt zu allen drei Aussichtspunkten. Gastronomie gibt es dort oben natürlich auch.
Am Fuß des Wienerwalds befindet sich auch Wiens schönster Außenbezirk: Grinzing war bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein ein etwas abgelegenes Weinbauerndorf, an den unteren Hängen des Wienerwalds wird nämlich intensiv Weinbau betrieben. Heute ist Grinzing längst ein Teil der Großstadt, hat sich aber dennoch seine Eigenständigkeit bewahren können. Die gemütliche Atmosphäre ist geblieben, insbesondere bei den “Heurigen”, den typischen Gaststätten, die von den Weinbauern betrieben werden.
Donau und Donauinsel
Wien liegt an der Donau und liegt doch nicht an der Donau – das Verhältnis der Stadt zu ihrem Fluss ist ein wenig kompliziert. Die Innenstadt ist kilometerweit von der Donau entfernt und nur durch einen nicht sonderlich attraktiven künstlichen Seitenarm, den Donaukanal, mit ihr verbunden. Der Grund dafür ist die Tatsache, dass es die Donau den Wienern in historischen Zeiten nicht ganz leicht gemacht hat: Sie nahm ein breites Auengebiet in Anspruch, das wegen regelmäßiger Überflutungen nicht bebaut werden konnte. Erst die Regulierung der Donau im 19. Jahrhundert erlaubte es, die Stadt bis an den Fluss heranwachsen zu lassen. Die Bezirke an der Donau zählen jedoch zu den weniger attraktiven Gegenden der Stadt.
Zwischen 1972 und 1988 stellten die Wiener in Sachen Hochwasserschutz eine wirklich große Lösung auf die Beine und gruben auf einer Länge von 21 Kilometern ein zweites Flussbett neben dem Hauptstrom, die Neue Donau. Der Landstreifen dazwischen, die langgestreckte Donauinsel, wurde nie bebaut und ist heute eines der großen Naherholungsgebiete Wiens. Vor allem im Sommer, dann kann man nämlich von schwimmenden Badeinseln kostenlos ins ziemlich saubere Wasser der Neuen Donau hüpfen.
Gegenüber, am nordöstlichen Ufer, ist Wiens einziges Hochhausviertel emporgewachsen. Wien und Hochhäuser – das ist noch so eine komplizierte Geschichte, weil man stets fürchtete, durch moderne Bausubstanz die historische zu stören. Hier aber hat es funktioniert, das Hochhausviertel in Kaisermühlen ist trotz aller Funktionalität auch durchaus attraktiv. Direkt daneben gibt es mit der Alten Donau – ein abgetrennter Flussarm, also de facto ein See – eine weitere Bademöglichkeit mit Strandbädern und Bootsvermietungen.